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„dass es einen Stein in der Erde möge erbarmen“


09+Mittelalterliche+Reste+Nordseitenschiff  

Im Doberaner Münster und im Gemeindezentrum gab es einen Fortbildungstag zum Dreißigjährigen Krieg.


Im Land tobt ein Bürgerkrieg. Die Spirale von Gewalt und Gegengewalt dreht sich immer schneller. Ausländische Mächte mischen sich ein. Die Kämpfe um Macht und Ressourcen sind nicht mehr zu durchschauen. …

Bei diesen Sätzen mögen wir an Syrien oder Libyen denken, aber genauso lässt sich auch eine deutsche Katastrophe beschreiben: der Dreißigjährige Krieg (1618-1648). Mecklenburg war eines der Länder, die in dieser Zeit besonders stark leiden mussten. Wunden, die dieser Krieg geschlagen hat, sind bis heute sichtbar.

Zur Beschäftigung mit diesem schmerzhaften Kapitel deutscher Geschichte luden die Münstergemeinde und das Zentrum Kirchlicher Dienste am 17.10.2020 nach Doberan ein, wo der Krieg einst grausam wütete. Der Klosterkomplex und die dazu gehörige Siedlung waren 1637 und 1638 das Opfer von plündernden, schändenden und mordenden Truppen. Erst waren es kaiserliche Truppen, im Jahr darauf eine schwedische Soldateska.

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Martin Heider, der Kustos des Doberaner Münsters, hat viele der zeitgenössischen Quellen über diese Zeit studiert. Seine Ergebnisse stellte er auf einem Fortbildungstag der Münstergemeinde und des Zentrums Kirchlicher Dienste am 17.10.2020 vor. Besonders eindringlich waren die Zitate aus zeitgenössischen Aufzeichnungen. Menschen fassten den erlebten Schrecken mühsam in Worte. Eine andere Quelle ist der Gebäudebestand des Klosters, der durch die Kriegsfolgen stark litt und und oftmals, wie etwa die Klausur, später abgerissen werden musste.

Nur der aufopfernden Beharrlichkeit einzelner Menschen wie des Pastors Peter Eddelin haben wir es zu verdanken, dass das Doberaner Münster erhalten blieb. Unermüdlich setzte er sich dafür ein, dass die Kirche – nach dem Raub des Kupfer- und Bleidaches durch schwedische Truppen – ein Notdach erhielt

Das Interesse der Kirchenführer*innen und -hüter*innen, Gästeführer*innen und Kunstgeschichtsliebhaber an dieser Spurensuche vor Ort war groß, auch wenn dabei Hygienemasken getragen werden mussten. Pandemiebedingt blieb die Teilnehmerzahl leider auf 18 Frauen und Männer begrenzt.

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Ein weiterer Teil des Fortbildungstages war die Beschäftigung mit den Kunstwerken aus der Kriegs- und Nachkriegszeit. Maria Pulkenat vom ZKD regte die Teilnehmenden an, die Denkmäler aus dieser Zeit auf sich wirken zu lassen. Sie geben uns Hinweise auf die innere Haltung der Menschen in dieser grausamen Zeit. Zum einen wird durch Symbole wie Sanduhr, herunterbrennende Kerze oder Totenschädel ständig an den Tod erinnert. Ein Kontrast zu diesem Memento mori (Gedenke des Todes) ist die Pracht und Sinnenfreude des frühbarocken Grabmals für den Herzog Adolf Friedrich I. Er inszenierte sich hier in der Rolle des machtbewussten Herrschers, während seine Regierungszeit doch von Glücklosigkeit und Ohnmacht geprägt war.

Im Rückblick auf eine vergangene Epoche lassen sich ihre Widersprüche leichter erkennen. Die Konflikte der Gegenwart stellen uns dagegen vor große Fragen. Da tat es gut, den Tag mit einer Andacht um das Kreuz auf Freifläche an der Nordseite des Münsters zu schließen. Pastor Andreas Timm lud dazu ein und stimmte am Ende mit den Teilnehmenden an:

Dona nobis pacem.


Maria Pulkenat

 

 

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