Neue Publikationen über das Doberaner Münster
Die Ausstattung des Münsters in den frühneuzeitlichen Quellen
Zeitlich kamen die drei großen Pakete aus der Druckerei wie ein Weihnachtsgeschenk, genau am Vormittag des Heiligabends. Ein neuer 336seitiger Band ist nach rund zweijähriger Recherchearbeit erschienen. Das Buch von Münsterkustos Martin Heider ist vorrangig als Nachschlagewerk gedacht. Es enthält überwiegend unveröffentlichte Originaltexte samt Erläuterungen und somit auch viele weitere neue Erkenntnisse.
Diese Zusammenstellung von zumeist nicht bzw. weniger bekannten Inhalten über die Ausstattung des Doberaner Münsters basiert auf einer systematischen Auswertung der umfangreichen Archivalien seit der frühen Neuzeit.
Die Aktenbestände – es sind zumeist Akten des im Jahr 1552 mit der Klosterauflösung entstandenen Domanialamtes Doberan – enthalten in Bezug auf das Doberaner Münster überwiegend Informationen über den zumeist schlechten baulichen Zustand. Auf diesen wird in dieser Publikation nur am Rande eingegangen. Dazu ist ein gesonderter Band geplant.
Der überwiegende Anteil der untersuchten Akten befindet sich im Landeshauptarchiv Schwerin. Die Ausstattung des Münsters spielt in diesen Archivalien grundsätzlich eine untergeordnete Rolle. Schätzungsweise liegt das Verhältnis zwischen bauwerksbezogenen und ausstattungsbezogenen schriftlichen Quellen bei 30:1. Untersucht man jedoch sukzessive die zehntausende Seiten umfassenden Aktenbestände, lohnt das Ergebnis bezüglich der Kirchenausstattung durchaus, wie das Buch belegt.
Die chronologisch geordneten Ausführungen bestehen überwiegend aus den Transkriptionen (Abschriften) relevanter Aktenpassagen. Zur Erläuterung derselben wurden zusammenfassende Regestentexte verfasst und der jeweiligen Aktenabschrift vorangestellt.
Ziel dieses Bandes ist es, die mitunter schwer lesbaren originalen Akteninhalte und Urkunden einer interessierten Leserschaft zugänglich zu machen. Auch soll er der weiteren wissenschaftlichen Auseinandersetzung dienen. Zu lesen ist beispielsweise, welche Reliquien, Ornate und Messgewänder das Kloster zur Klosterauflösung besaß, wie später auf fürstlichen Befehl durch den Umbau des mittelalterlichen Levitengestühls ein neuer evangelischer Beichtstuhl entstand und wann ungefähr die Altarretabel des Kreuzaltars vom monumentalen Triumphkreuz getrennt und unter das Westfenster versetzt wurden. Der Mangel an Finanzen zwang die Verantwortlichen, das vorhandene Kapital und Material in das stark sanierungsbedürftige Gebäude zu investieren, weshalb die Ausstattung weitestgehend unangetastet und somit in einzigartiger Weise erhalten blieb.
Neue Erkenntnisse über die Historie von Rabenhorst
Ausgewählte Erkenntnisse über die Historie von Rabenhorst in der neuen Publikation „750 Jahre Rabenhorst im Kontext des Klosters und Amtes Doberan in den frühneuzeitlichen Quellen“.
1552: Die lange Liste der allgemeinen Ausgaben des Amtes Doberan im Amtsgeldregister 1552 liefert wertvolle Angaben für Instandsetzungsarbeiten und die wirtschaftlichen Aktivitäten in der Übergangszeit vom Kloster zum Domanialamt. Ausgaben entstanden u. a. für die Köchinnen und Mägde auf den Höfen Rabenhorst und Rethwisch, die Butter für die Osterfeierlichkeiten offenbar an das Doberaner Amt lieferten.
1610: Ein wertvolles Zeugnis ist das Inventar der zum Doberaner Amt gehörenden Bauernhöfe von 1610. Es enthält wesentliche Angaben zum Gebäudebestand knapp 60 Jahre nach Klosterauflösung, noch vor den Wirren und Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges. Auf dem Hof Rabenhorst befanden sich ein Bauernhaus, eine große neue Scheune, ein langer Stall, ein Schweinehaus, ein weiterer Stall, ein Gänsestall, ein neues Käsehäuschen, gemauert und mit Ziegeln gedeckt, sowie ein altes Backhaus. An Gärten bestand ein Hopfengarten, ein Wiesengarten mit einem Teich und etlichen Obstbäumen. Hinter dem langen Stall war ein Kohlgarten, am Backhaus ein schöner Baumgarten. 100 Fuder Heu konnten „geworben“ werden, es ist die Rede von Kapazitäten für 300 Rinder und 50 Schweine. 100 Gänse wurden gehalten.
02.01.1632: Die Doberaner und Neubukower Amstleute Jochim Vieregge und Lennhardt Raßouwen klagten der Herzogin den verheerenden Zustand der beiden durch englische und schottische Soldaten verwüsteten Ämter und baten um Unterstützung zur Wiederherstellung des wirtschaftlichen Betriebs auf den Höfen. Der Hof Rabenhorst war vollständig ausgeplündert, alle Fenster, Türen, Kisten und Kästen entzwei- und aufgeschlagen. Ein Bauersknecht starb nach sehr schweren Verwundungen, dem Hofmeister wurde alles geraubt. Das herzogliche Vieh - Rinder, Schweine, Gänse, Hühner und Enten - wurden geraubt.
1644: Das Amtsgeldregister enthält für Rabenhorst verschiedene Eintragungen, so über die Anzahl der Bienenstöcke und die daraus generierten Einnahmen aus Honig und Wachs. Neun Schock Eier gingen an das Amt.
05.10.1675: Ein Bericht des Küchenmeisters Christian Rosenow zeugt vom desolaten Zustand des Amtes in den
Zeiten des Nordischen Krieges („Krieges troublen“). An Ablager- und Zehntabgaben von Vieh und Korn von den Dörfern war nicht zu denken. Der Akte beigefügt ist eine Auflistung des auf den Höfen Kammerhof und Rabenhorst vorhandenen Viehs. Auf dem Hof Rabenhorst waren 2 Pferdestuten, 120 Rinder, 116 Schweine, 148 Gänse, und zwölf „Indianische“ Hühner.