Restaurierung der Wandbemalung an den Mittelschiffwänden
Fensterbank eines Obergadenfensters im Mittelschiff an der Nordwand – gelockerte Putzschollen und loser Fugenmörtel – breitere Bleche bereits auf schmale Wasserrinnen montiert
Dipl. Rest. Georg von Knorre (Rostock) restaurierte im Bauabschnitt 2022-24 die Wandbemalung an den Wänden des Chores und des Mittelschiffes bis 4 m über der Oberkante des Fußbodens. Diese Maßnahme zur Konservierung und Restaurierung wurde idealerweise gleich mit ausgeführt, da das Langhaus für die Deckengewölbesanierung ohnehin aufwendig eingerüstet werden musste.
Vorbemerkung
Im Chor und im Mittelschiff des Doberaner Münsters erfolgten aufwendige statische Sicherungsarbeiten an den Gewölben. Für diese Maßnahme wurde der Innenraum aufwendig eingerüstet. Das Gerüst konnte ebenfalls für notwendige Sanierungsarbeiten an den hohen Wänden verwendet werden.
Zunächst wurden Maßnahmen an den Wandbereichen zwischen Gewölbe und Hauptgesims geplant. Im Zuge der Arbeiten erfolgte die Erweiterung der zu bearbeitenden Wandflächen. So konnten im Chor und im Mittelschiff ebenfalls die Wände unter dem Hauptgesims sowie 22 Pfeiler, vier Trennwände zum Querhaus und die große Westwand saniert werden.
Die unteren Wand- und Pfeilerbereiche bis zu einer Höhe von vier Metern über der Oberkante des Fußbodens wurden nicht bearbeitet, da sich diese zukünftig auch ohne aufwendiges Baugerüst sanieren lassen.
Abb. 2
Zustand vor der Restaurierung
Putz und Mauerwerk der Wände sowie Mauerwerk der Obergadenfenster befanden sich bereits vor der Restaurierung aufgrund kontinuierlicher Baupflege überwiegend in einem guten Zustand. Die Wände des gemalten Triforiums besaßen wenige Partien mit lockeren Putzschollen im Bereich alter Putzausbesserungen. Auch an den Fensterbänken waren Putzpartien und Fugenmörtel vereinzelt gelockert.
Oberflächenverunreinigungen lagen an vielen Bereichen der Wandfassung in mehr oder weniger starkem Umfang vor. Es handelte sich dabei um lose Staubablagerungen, die überwiegend an rauen Oberflächen der Backsteine hafteten.
Feste Oberflächenverschmutzungen befanden sich am gemalten Triforium unmittelbar unter den Fensterbänken (Abb. 2 – Detail von dem gemalten Triforium an der Südwand – Schmutzfilm bestehend aus einem Gemisch von Farbe und Staubablagerungen der Fensterbänke). Diese entstanden durch herablaufendes Niederschlagswasser, das von den schmalen Wasserrinnen der Obergadenfenster nicht abgefangen werden konnte.

Abb. 3
Starke Lockerungserscheinungen der Fassung konnten an der roten Ziegelmalerei sowie an den schwarzen Partien des gemalten Triforiums festgestellt werden. Durch den Abbau des Bindemittels in der Farbschicht lagen diverse Partien der Wandfassung bereits in reduzierter Form vor.
Dieses Schadensbild trat bei Verlusten der weißen Fugenstriche optisch besonders deutlich in Erscheinung.
Des Weiteren befanden sich an der Südwand des Mittelschiffes in Nähe des westlichen Obergadenfensters Salzausblühungen am Mauerwerk. Diese lagen im Bereich eines alten, bereits abgetrockneten Feuchteschadens. Die geschädigte Wandpartie befindet sich direkt unter der Fensterbank des Obergadenfensters (Abb. 3 – gemaltes Triforium an Südwand des Mittelschiffes – Ausblühungen von Mauerwerkssalzen an einem alten, abgetrockneten Feuchteschaden unmittelbar unter der Fensterbank).
Abb. 4
Ausgeführte Maßnahmen
Putzreparaturen erfolgten an wenigen gelockerten Anputzungen der Bleiglasfenster. Lose Putzschollen wurden entfernt und durch modifizierten Kalkmörtel ersetzt.
In Nähe der Wasserrinnen musste ebenfalls gelockerter Fugenmörtel entfernt werden. An diesen Stellen wurden zum besseren Auffangen von Niederschlagswasser breitere Bleche auf die alten Wasserrinnen montiert (Abb.1). Zur Stabilisierung dieser Bleche erfolgte unterseitig der Auftrag einer stärkeren Putzschicht.
Auch an den Wänden des gemalten Triforiums wurden vereinzelt gelockerte Putzschollen abgenommen und diese Bereiche erneut verputzt.
An der Nordwand erfolgte in Nähe eines alten Setzungsrisses die Entfernung von losem Putz sowie von Fugenmörtel einer alten Risssanierung (Abb. 4 – Nordwand des Mittelschiffes – Setzungsriss geöffnet – Fugenmörtel und Putz einer alten Risssanierung entfernt). Danach wurde der Riss weiter geöffnet und tiefgreifend mit Kalkmörtel verpresst.
Die Reinigung verschmutzter Wandpartien musste entsprechend des unterschiedlichen Erhaltungszustandes verschieden bearbeitet werden. So ließen sich wischfeste Partien der Ziegelmalerei einfach mit einem weichen Pinsel und einem Staubsauger reinigen. An bereits abpudernden Fassungsbereichen wurde nur mit dem Staubsauger gearbeitet. Dabei erfolgte die Abnahme eines Gemisches aus Staubschicht und Farbpartikeln.
Die festen Oberflächenverschmutzungen am gemalten Triforium wurden mit Nass- und Trockenreinigungsschwämmen (Akapad) entfernt.
Die Entfernung ausgetretener Salze in Nähe des südwestlichen Obergadenfensters erfolgte durch mehrfaches Reinigen mit Pinsel und Staubsauger. An dieser Stelle kann das erneute Austreten von Salzen aus der Tiefe des Mauerwerkes nicht ausgeschlossen werden, da die betroffenen Wandpartien auch in Zukunft durch die Nähe zum Fenster stetig starken Klimaschwankungen ausgesetzt sind.
Nordwand im Mittelschiff nach der Restaurierung
Die Festigung gelockerter Fassungspartien erfolgte durch das Aufsprühen von Bindemittel in durchschnittlich vier Zyklen. In den ersten Durchgängen wurde ein in Ethanol gelöster, dünnflüssiger Zellleim (Klucel E) mit Drucksprühgerät aufgetragen. Die abschließenden Zyklen erfolgten mit wässrig gelöstem Zellleim unter minimaler Zugabe von Acrylat (ca.2%). Mit Hilfe dieser aufwendigen Konservierungsmethode konnte Wischfestigkeit der Wandfassung wiederhergestellt werden.
Die Rekonstruktion von Fassungspartien erfolgte an Bereichen mit stark ausgedünnten Farbschichten. Diese beschädigten Partien lagen hauptsächlich an Flächen mit Ziegelmalerei und mit schwarzer Fassung des gemalten Triforiums.
Für die Rekonstruktionen wurden Leimfarben nach Farbbefund angemischt und anschließend lasierend aufgetragen. Je nach Zustand der Fassung wurde die Farbe in einer oder in zwei Schichten aufgetragen.
Des Weiteren erfolgte das Nachziehen blasser Fugenstriche. Damit konnte für die Ziegelmalerei ein einheitliches Erscheinungsbild wiederhergestellt werden. Auf allen Putzausbesserungen wurde die Fassung ebenfalls rekonstruiert.
Quelle: Auszüge aus der Dokumentation von Dipl. Rest. Georg von Knorre (Rostock) vom 05.12.2024.