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Münster: Tiefe Risse im Deckengewölbe


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Die OSTSEE-ZEITUNG berichtete am 01.12.2022 über die Restaurierungsarbeiten im Münster: Bis Sommer 2023 wird der obere Bereich des Gotteshauses saniert / Gerüst im Innenraum aufgebaut

Von Anja Levien

Bad Doberan. Peter Wagner klopft gegen das Deckengewölbe im Doberaner Münster. Der Restaurator steht ganz oben auf dem Gerüst, das derzeit im Innenraum des Gotteshauses aufgebaut ist. Er hört durch das Klopfen, wo sich ein Riss im Gewölbe befindet, und legt diesen dann frei, um ihn zu reinigen und zu schließen. Dort wo Risse sind, fehlt die Statik. Einsturzgefahr besteht aber nicht.

„Die Deckengewölbe sind statisch massiv geschädigt“, sagt Bauingenieur Frank Thoms, der die Baumaßnahme im Münster geplant hat. Die Risse gehen komplett bis zum Dachboden durch. „Wenn wir eine Kelle reinschieben, dann ist die auf dem Dachboden“, sagt Peter Wagner zur Verdeutlichung. Das Gewölbe ist zwischen 15 und 25 Zentimeter dick. Bis zum Herbst 2023 sollen die Risse in den Deckengewölben gesichert und restauratorisch überarbeitet sein.

Grund für die Risse ist die Bewegung der Außenwände. Diese sind innen senkrecht gerissen, erläutert Frank Thoms. Ein Teil der Außenwand driftete aufgrund der Lasten des Dachstuhls nach außen, der Innenteil blieb stehen. Die Aktenforschung von Münsterkustos Martin Heider ergab, dass Schäden erstmals um 1580 aktenkundig sind, zunehmend ab 1662, als der Kreuzgang abgerissen wurde und somit die Stütze von außen fehlte.

Um die Kräfte zu beherrschen, wurden 2011 Stahlanker eingesetzt, die die Außenwände jetzt an Ort und Stelle halten. Dadurch können in einem zweiten Schritt jetzt die Risse saniert werden.

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Baumeister Möckel verwendete falschen Mörtel

Diese wurden in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten immer wieder behandelt. Baumeister Gotthilf Ludwig Möckel hatte im späten 19. Jahrhundert zum Kitten Zementmörtel genutzt. „Der hat aber andere Dehnungsverhältnisse als der Kalkmörtel und hat daher noch mal zu Spannungen geführt“, so Peter Wagner. Obendrein seien dann auch noch Eisenkeile eingeschlagen worden, um die Statik wiederherzustellen. „Der Nachteil ist, dass sie anfangen zu rosten. So wie sie rosten, ist es kontraproduktiv und die Risse weiten sich.“

Peter Wagner ist seit 1979 Restaurator, hat schon an Kirchen in ganz Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein gearbeitet. „Es macht mir Spaß, ist wie ein Hobby“, so der 63-Jährige, der zusammen mit seiner Frau Kerstin Wagner die Arbeit am Backsteinbau übernimmt. In diesem ist er nicht zum ersten Mal. Am Westfenster habe er schon Restaurationsarbeiten durchgeführt.

Jetzt ist er hoch oben an der Decke. Für die Reinigung der Risse nutzt er Staubsauger und Fugenkelle. Danach wird der Riss von unten zugemacht und von Dachgeschoss aus mit einem Kalkmörtel verschlossen.

Zeitgleich mit der Sanierung der Ober- und Unterseiten der Deckengewölbe wird das Gerüst dafür genutzt, um die Innenausmalung an den oberen Wandflächen zu reinigen und zu sichern. Hier sind der Restaurator Georg von Knorre und sein Mitarbeiter Jens Rohde aktiv. „Die Farbigkeit an der Fläche ist bald 50 Jahre alt“, erläutert Georg von Knorre.

 

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„Mit den Jahrzehnten baut sich das Bindemittel in der Farbe ab und diese fängt an zu pudern.“ Wenn man hier nicht eingreife, würde das Münster bald nicht mehr diese jetzige Farbgebung haben. Über den Winter werden die Restauratoren jedoch nicht arbeiten können. Sobald die Oberflächentemperatur 9 Grad elsius erreicht, ist Schluss. Denn wenn der Putz durch die Außentemperatur feucht bleibe, könne keine Farbe aufgetragen werden. „Solange es geht, werden die Vorarbeiten gemacht, aber die Schließung der Risse wird erst wieder ab April gehen“, sagt Frank Thoms.

Millionen-Investition im Münster

Die Sanierung des Deckengewölbes und die Reinigung und Konservierung der Innenausmalung sind zwei von mehreren Restaurationsmaßnahmen bis 2024. 1,8 Millionen Euro werden insgesamt investiert. Die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, unterstützt die Maßnahmen mit 900 000 Euro Fördermittel. Das Landesministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten MV mit 300 000 Euro. Der Kirchenkreis Mecklenburg gibt aus Patronatsmitteln denselben Betrag, ebenso hoch sind die Eigenmittel aus dem Münsterhaushalt der Kirchengemeinde. Eine Patenschaftsaktion für die Deckengewölbe im Chorraum trug dazu bereits über 22 000 Euro bei.

Quelle: OSTSEE-ZEITUNG, Bad Doberan und Umgebung, Donnerstag, 01.12.2022
Text und Fotos: Anja Levien.


Foto 1: Restaurator Peter Wagner zeigt die Eisenkeile, die er aus den Rissen im Gewölbe im Münster geholt hat. Weil sie rosten, haben sie weitere Schäden verursacht.

Foto 2: Das Deckengewölbe im Münster Bad Doberan hat viele Risse, die jetzt geschlossen werden.

Foto 3: Georg von Knorre und Jens Rohde sind für die Reinigung und Sicherung der Innenausmalung zuständig.

 

 

 

 

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