Restauratorentagung in Doberan große Bereicherung
Der Tag in Bad Doberan war sowohl für die Teilnehmenden und die Referenten eine große Bereicherung. Er ermöglichte den fachlichen interdisziplinären Austausch vor Ort an den Ausstattungsstücken und brachte neue Erkenntnisse.
Das Programm in Bad Doberan am Samstag, 28. Mai 2022
10:15 – Einleitende Besichtigung des Innenraumes der Münsterkirche mit Schwerpunkt der polychromen mittelalterlichen Ausstattung und der Innenraumfassung
Kustos Martin Heider (Bad Doberan), Dr. Kaja von Cossart (Kunsthistorikerin, Drechow)
13:00 – Aufteilung in drei Gruppen (Vorträge je 30 Min., mit Wechsel 40 Min.)
Außen- / Innenbesichtigung des Münsters – Kustos Martin Heider (Bad Doberan)
Innenbesichtigung des Beinhauses – Dipl.-Rest. Boris Frohberg (VDR, Berlin)
Kelchschrank mit mittelalterlicher Farbfassung und Hochaltar mit Neufassung aus der Mitte des 19. Jh. im Vergleich – Dr. Kaja von Cossart (Kunsthistorikerin, Drechow)
15:00 – Informationen über die polychrome mittelalterliche Ausstattungsstücke (z.B. Triumphkreuz) und die Fassung von Fürstenepitaph im Südquerhaus und Grabplatten im Nordschiff
15:30 – Geologie und Herkunft der Säulen und Kapitelle (Spolien) im Oktogon – Dr. Ralf Lehr (Geologe, Regensburg)
16:00 – Bericht über das Projekt „Auswirkungen des Klimawandels auf Ausstattung und Bauwerk“ – Dr. Gerhard Schmager (Klimatologe und Ozeanograph, Rostock):
17:00 – Vortrag zur Auswertung der Archivalien im Bezug zur Bauerhaltung vom 16.-18. Jahrhundert – Kustos Martin Heider (Bad Doberan).
Fachtagung im Münster brachte neue Erkenntnisse
Es war eine hervorragende Tagung, insbesondere der fachliche interdisziplinäre Austausch vor Ort an den Ausstattungsstücken. Die thematische Tiefe der Vorträge wurde von den Teilnehmenden sehr betont.
Der Geologe Dr. Ralf Lehr aus Regensburg konnte durch wissenschaftliche Methoden die Herkunft der spätromanischen Säulen und Kapitelle am Doberaner Oktogon (s. Foto im Artikel "täglich Führungen...") hinter dem Hochaltar erstmals dem Raum Hildesheim zuordnen. Eine Frage, die die Wissenschaft schon lange bewegt.
Die Herkunft weiterer im Münster verwendeter steinerner Materialien, z. B. am Johann-Albrecht-Grabmal (Foto: Dr. Ralf Lehr an den Gedenktafeln in der Johann-Albrecht-Kapelle) konnte geklärt werden.
Interesse fanden auch die durch schriftliche Quellen, Farbbefunde und weitere wissenschaftliche Untersuchungen belegten unterschiedlichen Farbgebungen des Münsters über die Jahrhunderte.
Die ungewöhnlich reiche Innenausstattung, insbesondere die Schnitzwerke wie der Kelchschrank mit seiner originalen Farbfassung aus der Zeit um 1300 begeisterten. Zahlreiche Details und kunsthistorische Zusammenhänge erläuterte Dr. Kaja v. Cossart, ausgewiesene Expertin, auch da sie über die Erstausstattung der Kirche promoviert hat.
Dr. Gerhard Schmager (Klimatologe und Ozeanograph, Rostock) berichtete über das Projekt „Auswirkungen des Klimawandels auf Ausstattung und Bauwerk des Doberaner Münsters“, welches er seit Jahren ehrenamtlich betreut. Das starke Mauerwerk sowie das große Raumvolumen puffern die Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen sehr gut ab. Die wissenschaftliche Auswertung von Messungen führten im Wesentlichen zum Ergebnis: „Prima Klima für das Doberaner Münster“. In einem späteren Newsletter wird er darüber ausführlicher berichten.
Martin Heider