Bau und Architektur des Münsters
Ein Meisterwerk hochgotischer Baukunst
Das Doberaner Münster wird als die "Perle der norddeutschen Backsteingotik" bezeichnet und gilt als das bedeutendste mittelalterliche Bauwerk in Mecklenburg-Vorpommern.
Das im Wesentlichen erhaltene zisterziensische Ausstattungsprogramm ist einzigartig in der Kunstgeschichte. Über die Jahrhunderte war das Doberaner Münster beliebte Grablege mecklenburgischer Herzöge und vieler Adliger. Es stand daher unter besonderem Schutz.
Das Münster wurde auf einer sandig erdigen Spülinsel der späten Eiszeit im Zusammenfluss dreier Bäche errichtet in einem Umfeld mit sehr hohem Grundwasserstand.
Auf sehr schwierigem Baugrund wurde ein großartiges Bauwerk errichtet, welches als eine einmalige Symbiose aus einem Kathedralbau nach Vorbild der französischen Hochgotik - geprägt durch Vorgängerbauten der norddeutschen Backsteingotik und beeinflusst durch die Bauregeln der Zisterzienser - gilt.
Baugeschichte
Baugeschichte
1171 gründete der kurz zuvor getaufte Obotritenfürst Pribislav auf Anraten von Bischof Berno von Schwerin das Zisterzienserkloster Doberan im drei km südöstlich vom heutigen Standort gelegenen Althof. Doberan gehört zur Morimond-Linie des Ordens und ist ein Tochterkloster von Amelungsborn im Weserbergland.
Infolge eines Thronfolgekrieges nach dem Tode Pribislavs wurde das Kloster schon acht Jahre nach seiner Gründung fast völlig zerstört. 1186 wurde ein erneuter Anlauf an heutiger Stelle gewagt. Der Vorgängerbau des gotischen Münsters war eine im Jahr 1232 geweihte romanische Backsteinbasilika.
Ab rund 1270 wurde das neue, geräumigere hochgotische Gotteshaus gebaut, der Rohbau bereits 1296 fertig gestellt. Das Münster ist damit der früheste gotische Kathedralbau in Mecklenburg. Ansehen und Reichtum des Klosters waren im 13. Jahrhundert gewachsen, die romanische Kirche genügte den Ansprüchen nicht mehr. Aufgrund unstetiger wirrer Zeiten verzögerte sich die Schlussweihe bis zum Juni 1368.
Als Blütezeit des Klosters gelten die Jahre 1402-1478. Zahlreiche Urkunden bestätigen einen guten wirtschaftlichen Fortgang. Doberan wurde als reiches und glückliches Kloster bezeichnet, musste aber auch wiederholt Schädigungen und Krisenzeiten verzeichnen. Der Niedergang verstärkte sich seit den 1530er Jahren durch die Folgen der lutherischen Reformation. Es wurde im März 1552 aufgelöst und zu einem herzoglichen Landwirtschaftsbetrieb umgewandelt.
Herzog Ulrich von Güstrow rettete das Münsterund seine Nebenbauten 1553 durch einen Befehl vor dem Abriss. Seit der Reformation ist das Münster evangelische Pfarrkirche des Ortes und Grablege mehrerer herzoglicher und weiterer Personen.
Im Dreißigjährigen Krieg kam es durch kaiserliche und schwedische Truppen zu massiven Plünderungen, Zerstörungen und Gräueltaten. Nur mit großer Mühe konnte die Kirche, lange Zeit ohne feste Bedachung, gerettet werden. Einige der Nebengebäude, wie die Klausurbauten, verfielen und wurden weitestgehend abgetragen. Größere Erneuerungsphasen wie eine Barockisierung blieben weitgehend aus.
Einen größeren Aufschwung erfahren Doberan und das Münster ab dem Jahr 1793 durch die Gründung des ersten deutschen Seebades in Heiligendamm durch Herzog Friedrich Franz I. Doberan wurde dessen Sommerresidenz.
In den Jahren 1829-1834 wurden Reparaturen und eine Neufassung des Innenraums durch Carl Theodor Severin durchgeführt, sowie von 1848-1875 vor allem die Ausstattung durch Ludwig A. Bartning und Theodor Krüger restauriert.
In den Jahren 1882-1896 kam es zu einer neogotischen Restaurierung und Kathedralisierung unter Leitung des Baurats Gotthilf Ludwig Möckel. Der bauliche Zustand der Kirche zeigte erhebliche Mängel. Statische Probleme und dringend notwendige Instandsetzungen der Bausubstanz machten größere Eingriffe notwendig.
Das Münster ist eine der wenigen deutschen Kathedralbauten ohne Zerstörungen und Plünderungen im 2. Weltkrieg. Von 1964 bis 1984 wurde das Münster erneut außen und innen restauriert. Gefördert wurde dies von Seiten der Regierung der DDR, um das Münster als herausragendes Beispiel der nordischen Backsteingotik zu erhalten. Die ehemalige Klosterkirche stand auf Rang drei der Liste nationalbedeutender Denkmäler mit internationalem Kunstwerk in der DDR.
Die Arbeiten waren 1984 keinesfalls beendet. Es findet sich bis heute kein Jahr, in dem keine Erhaltungsmaßnahmen am Bauwerk bzw. der Ausstattung stattfanden, wenn auch in unterschiedlichem Umfang und Intensität.
1988 sind beispielsweise im Januar die Fenster in der Bülowkapelle in Arbeit und das 1. Obergadenfenster von Westen an der Südseite im Oktober ausgebaut. 1990 war ein Apostelfenster aus dem Chorumgang in Arbeit. Restaurierungsmaßnahmen am Mühlenaltar waren 1993 im Gange. Das Westfenster wurde am 8.11.1996 nach aufwändiger Sanierung eingeweiht. 1997 begann die Restaurierung der ersten zwei Grabplatten, Wise und Weser.
Um das Jahr 2000 zeigten sich Schäden, insbesondere an Ausstattungsstücken und Architekturelementen, die zuvor nicht im Programm der Arbeiten waren. Zur Koordinierung der Finanzierung und der seitens der Kirchengemeinde anfallenden Verantwortlichkeiten wurde im Januar 2001 die Münsterverwaltung gegründet.
Seitdem wurden große Bereiche des Dachstuhls saniert, ebenso die Dachflächen am Kapellenkranz, 50 der 70 Fenster, alle weiteren mittelalterlichen Grabplatten, die Farbfassung des Hochaltars und des Sakramentshauses, die monumentale Grabanlage im Chorumgang, 16 Epitaphien, Schnitzwerke und die Wandmalereien des auf dem ehemaligen Mönchsfriedhof stehenden Beinhauses aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Nicht zu vergessen seien die statischen Sicherungsmaßnahmen durch den Einzug von Edelstahlankern im Langhaus.
In den Jahren 2022-24 können aufgrund großzügiger Förderung durch die Bunderepublik Deutschland, das Land Mecklenburg-Vorpommern und den Kirchenkreis Mecklenburg 1.8 Millionen Euro in die weitere Instandsetzung investiert werden. Hauptschwerpunkt ist die Sanierung der Deckengewölbe im Langhaus.
Seit rund 60 Jahren dauern umfängliche Restaurierungs- und Instandsetzungsarbeiten am Doberaner Münster nahezu ununterbrochen an. Der Erhalt des Münsters ist ein Gemeinschaftswerk vieler Generationen!
Bauablauf und Finanzierung
Bauablauf und Finanzierung
Bereits um 1295 war der Rohbau des hochgotischen Münsters samt Dachstuhl fertig gestellt. Dies ergab eine dendrochronologische Untersuchung durch Dr. Tilo Schöfbeck. Weitere Forschungen wurden in den darauf folgenden Jahren durchgeführt.
Ein im Jahr 2011 durchgeführter Abschlussbericht von Dr. Christian Kayser von der TU München zur Statik gibt Hinweise zu den vier großen Bauphasen an der hochgotischen Klosterkirche.
Ein Beleg für die frühe Fertigstellung des Baues ist ebenfalls die 1301 gegossene, erhaltene, funktionstüchtige Glocke und die einmalig erhaltene hochgotische Erstausstattung.
Die unteren Bereiche des größeren und rund 80 Meter langen Neubaus wurden um den kleineren ca. 50 Meter langen weiterhin genutzten Altbau (die romanische Klosterkirche) herum errichtet. Da Teile der West- und Südwände und deren Fundamente, auch aufgrund des anschließenden Kreuzganges, in den Neubau integriert wurden, mussten in diesen Bereichen bald Abrissarbeiten an Teilen der romanischen Kirche erfolgen.
Der Obergaden wurde dann in einem Zug in wenigen Jahren errichtet.
Das Material der alten Kirche wurde in Bereichen westlich des Chorraumes zum Verfüllen der Pfeiler und Wände verwendet. Das mit der Vorgängerkirche geweihte Material wurde somit weiterhin im sakralen Kontext genutzt.
Obwohl Kirchenbau und Ausstattung längst fertig gestellt waren, erhielt das Münster erst am 4. Juni 1368 die Schlussweihe.
Die Finanzierung
Der Bau des gotischen Münsters erforderte erhebliche Finanzmittel, da die Zisterzienser ihre Kirche natürlich nicht selbst gebaut haben, sondern durch Bauleute errichten ließen, die dafür guten Lohn erhielten. Die Mönche hatten auf Grund ihrer gottesdienstlichen Pflichten selbst keine Zeit, einen solchen Bau selbst zu errichten. Für sie galt die Regel: „Dem Gottesdienst ist nichts vorzuziehen“.
Die wirtschaftliche Tätigkeit des Klosters war effektiv und nachhaltig. Von Anfang an bildeten umfangreiche Stiftungen an Landbesitz und steuerliche Privilegien durch die Landesherren und Bischöfe eine gute Grundlage. Dazu kam ein umfangreicher Handel mit Lüneburger Salz, sowie landwirtschaftlichen und handwerklichen Eigenprodukten in den Doberaner Klosterhöfen der Hansestädte Rostock, Wismar und Lübeck.
Weitere Einnahmequellen waren im Laufe der Zeit geschickte Finanzoperationen und Grundstücksgeschäfte sowie vielfältige Legate vermögender Privatpersonen, fortwährende Altarstiftungen und bischöfliche Ablässe.
Die bäuerlichen Klosteruntertanen trugen durch klar begrenzte Dienstleistungen, wie zum Beispiel Holzfuhren im Winter, und durch ihre seit Jahrzehnten unveränderten Abgaben zum wirtschaftlichen Erfolg des Klosters bei. Das Abhängigkeitsverhältnis von Bauern und Kloster beruhte in Doberan auf Gegenseitigkeit. Nämlich Abgaben zu leisten auf bäuerlicher Seite, Schutz und Hilfe in unverschuldeten Notsituationen zu gewähren, von Seiten der Klosterherrschaft.
Auch für Doberan galt der Spruch des Bauern. „Unter dem Krummstab ist gut wohnen.“
Bauweise und Materialien
Bauweise und Materialien
Der Oberflächenwasserstand liegt heute bei ca. 1,30 m unter Bodenniveau. Die Bodenverhältnisse waren eine hohe Herausforderung für die mittelalterlichen Baumeister.
Neue Erkenntnisse über die Gründung des Münsters erbrachten archäologische Untersuchen im Nordquerhaus im Herbst 2017.
Ein Beitrag aus der OSTSEE-ZEITUNG stellt diese vor:
Münster: Mauern der romanischen Kirche gefunden
Bei Grabungen sind Archäologen auf interessante Artefakte gestoßen/Fußboden wird restauriert.
Bad Doberan. Ein Teil der Fußbodenfliesen ist verschwunden, und an einem der Pfeiler klafft ein großes Loch – im Doberaner Münster haben die Sanierungsarbeiten am Boden begonnen.
Dabei hat Archäologe Dr. Jörg Ansorge womöglich einen Nachweis auf ein Bauwerk aus längst vergangenen Zeiten gefunden.
„Bei den Bauarbeiten wollen wir in erster Linie den Fußboden sanieren und haben auch gleich die Chance ergriffen, archäologische Grabungen vorzunehmen. Dabei haben wir auch einige sehr interessante Dinge herausgefunden“, sagt Münsterkustos Martin Heider.
Besonders spannend waren laut Heider vor allem die Ausgrabungen an einem Pfeiler im Nordquerhaus (Abb. 1 u. 2), bei denen viele neue Erkenntnisse über die Fundamente und die Baugeschichte des Münsters gewonnen werden konnten.
„Bei den Ausgrabungen konnten wir einige bisherige Fehlinterpretationen endgültig widerlegen. Dass das Münster nicht auf 300 Eichenpfählen steht, war längst bekannt, wird aber noch immer erzählt. Es steht auch nicht auf bis zu mehrere Meter tiefen Fundamenten, wie die jüngsten Untersuchungen zeigen“, stellt Martin Heider klar. Das Münster stehe auf einer erdigsandigen, eiszeitlichen Spülinsel, erläutert Martin Heider.
Bei der Grabung wurde in geringer Tiefe völlig ungestörter Boden gefunden.
Weiterhin sei festgestellt worden, dass das Fundament der Pfeiler aus mehreren Schichten besteht, die lediglich bis in eine Tiefe von 1,25 Meter reichen.
„Als unterste Schicht haben wir große Findlinge vorgefunden, auf die eine Schicht aus Feldsteinen folgt. Darauf befindet sich die Rollschicht, eine Ebene aus aufgestellten Backsteinen im Klosterformat, die dann mit einer Schicht aus flachgelegten Steinen bedeckt wird.“
Weitere Grabungsstelle im nördlichen Chorumgang
Eine zweite, weniger tiefe Grabungsstelle befindet sich weiter östlich im Chorumgang. An dieser Stelle fand Jörg Ansorge etwas Besonderes: „Bei den Ausgrabungen am zweiten Pfeiler haben wir anscheinend einen Mauerkern von der romanischen Klosterkirche, die vor dem Münster auf diesem Gebiet stand, gefunden“, berichtet Martin Heider begeistert.
Die Sanierung des Fußbodens ist notwendig, da dieser Schäden aufweise. Die Bodenfliesen von 1920 seien mit Zementmörtel verlegt worden. „Der ist nicht durchlässig und staut die Feuchtigkeit von unten, so dass diese samt schädlicher Salze in die Pfeiler zieht“, erläutert Heider.
„Um diese Missstände zu beheben und alte, marode Kabel verschiedener technischer Anlagen durch neue zu ersetzen, haben wir angefangen, einen circa zwölf Meter langen und fünf Meter breiten Streifen freizulegen.“
Hierbei sei auch viel über den Fußbodenaufbau herausgefunden worden. Als unterste Schicht findet man hauptsächlich Sand, darauf folgen Fliesen von 1830 und anschließend direkt eine zweite Fliesenschicht von 1920.
„Bei den aktuellen Bauarbeiten tragen wir die beiden Fliesenschichten ab, haben aber zusammen mit der Denkmalpflege und der Baudienststelle der Nordkirche entschieden, die Steine von 1830 zu erhalten und im neuen Fußboden wiederzuverwenden“, erklärt Martin Heider.
Die Kosten für dieses und weitere Projekte waren auf etwa 250 000 Euro veranschlagt, die zum Teil durch den Bund, aber auch durch eigene Gelder des Münsters und Patronatsmittel gedeckt werden. Vor wenigen Wochen sei die Zusage gekommen, das weitere 50 000 Euro aus dem Förderprogramm „Investitionen für nationale Kultureinrichtungen in Ostdeutschland“ zur Verfügung ständen.
Mit zusätzlichen Eigenmitteln aus dem Münsterhaushalt, Patronatsmitteln und Spenden, können so weitere 100 000 Euro investiert und mehr als ursprünglich geplant restauriert werden.
Laut Martin Heider wird das Geld auch für die Sanierung der Nordseite des Münsters, des Kapellenkranzes sowie der Traufbelüftung fürs Dach verwendet. Die Fußbodenarbeiten sind bis April 2018 geplant. Die Grabungen am mutmaßlichen Mauerkern der romanischen Kirche sollen weitergehen. Das Fundament des Pfeilers reicht 1,20 Meter in die Tiefe.
Bevor das Münster Bad Doberan gebaut wurde, stand an der Stelle eine romanische Kirche. Auf etwa zwölf Metern Länge und fünf Metern Breite wird der Boden im Doberaner Münster restauriert.
Quelle: OSTSEE-ZEITUNG Bad Doberan, 8.12.2017, S. 11.
Text: Von Anne Löhle und Anja Levien
Fotos: Martin Heider (Bad Doberan)
Weiteres zu dem Bauablauf
Die Produktionszeit von Ziegelsteinen betrug bis zu drei Jahre. Lehm und Wasser wurden im ersten Jahr gemischt und zum Ausfrieren der Kalkeinlagerungen einen Winter lang gelagert. Im zweiten Jahr wurden Sand, Wasser, teilweise auch Ziegelsplitt des Vorgängerbaus eingearbeitet, in Holzformen gefüllt und mit der Hand eingestrichen. Dieser Rohling wurde, um Rissen vorzubeugen, ein Jahr luftgetrocknet und im dritten Jahr in Feldsteinöfen gebrannt.
Die zum Bau des Münsters verwendeten Steine wurden im Klosterformat gefertigt (L/B/H: 28/14/9 cm) und wiegen ca. 8 kg. Am Münster wurden etwa 4 Millionen Steine verbaut, zuzüglich der Formsteine für Pfeiler, Dienste und Gesimse.
Ab Manneshöhe zog man die Wände mit „wandernden“ Gerüsten nach oben, die in den heute noch sichtbaren Gerüstlöchern an den Außenwänden verankert wurden. Die zeitgleich sukzessive entstehenden Wendeltreppen wurden genutzt, um in höheren Lagen die Gerüste zu erreichen. Ein nächster Schritt war die Errichtung des Dachstuhls und des Dachreiters sowie das Decken des Daches.
Erst nach Fertigstellung des Daches konnten die Ziegelgewölbe gemauert werden. Als Grundlage dienten Holzlehrgerüste, die von einer zur anderen Seite gespannt wurden und auf dem Kaffgesims des Triforiums auflagen. Die Leergerüste nahmen lediglich die Rippe bis zum Schlussstein auf, die dünneren Gewölbekappen entstanden freihändig gemauert Stein für Stein. Das Gewölbefeld bekam auf der Oberseite zur weiteren Stabilisierung einen dünnen Verstrich aus Gussmörtel. Nach dem Trocknen wanderten die Leergerüste in ein anderes Joch.
Die Stabilisierung des Baus erfolgte hauptsächlich durch die Strebepfeiler, die zusätzlichen Pfeiler und Spreizbögen im Querhaus und die Strebebögen. Zusätzlich erfolgte der Einbau der Bülowkapelle und der Fürstenempore im Norden als hohles Stützsystem, im Süden steiften die Klausurbauten den Bau aus.
Die großen Holz-Jochbalken im Mittelschiff wirken als Sicherungsanker unterstützend, den Seitenschub der Gewölbe abzufangen. Sie hängen mitunter locker in den Verankerungen und treten erst bei stärkeren Belastungen, wie z.B. Sturm in Funktion. Durch den Abriss der südlich an der Kirche lehnenden Klausurbauten bis um das Jahr 1680 nahmen die statischen Probleme an der Südpartie der Kirche zu. Verschiedene Maßnahmen brachten nur bedingt Abhilfe. Eine weitere Sicherung erfolgte durch den Einzug von Zugankern in den Seitenschiffen und im Kapellenkranz um 1830 durch Krüger und um 1890 durch Baurat Gotthilf Ludwig Möckel.
Die mittelalterlichen Strebebögen, die mehr schadeten als nutzten, wurden seit dem späten 18. Jahrhundert weitestgehend entfernt. Unter den Seitenschiffdächern versteckt und von Anfang an zu flach konzipiert, konnten sie den Gewölbeschub im Obergadenbereich kaum aufnehmen. Sie schoben vielmehr die Außenwände nach außen. Im nördlichen Seitenschiff und im Kapellenkranz blieben bis heute lediglich drei Bögen erhalten.
Baubeschreibung
Baubeschreibung
Innen:
Das Münster ist im Grundriss eine kreuzförmige, dreischiffige Basilika ohne Vierung mit einer Länge von neun Jochen. Der Chor ist ein 5/8 Polygon mit Umgang und Kapellenkranz.
Aufgrund der kurzen Bauzeit wirkt der Innenraum sehr einheitlich und ist geprägt durch eine klare Gliederung und ähnlich bleibende Details.
Die Gesamtlänge des Mittelschiffes mit Kapellenkranz beträgt 78 m, die des Querschiffs 39 m. Die 24 gleichartigen Pfeiler stehen symbolisch für die zwölf Apostel sowie die zwölf Propheten. Zwischen den fünf Jochen des Langhauses bestehen größere Pfeilerabstände als im übrigen Teil der Kirche. Dies ist ein Indiz für die teilweise Wiederverwendung der Fundamente der romanischen Vorgängerkirche.
Die Querschiffe werden von hohen Gewölbefeldern überdeckt, die auf schlanken, elegant gegliederten und farbig reich gemusterten, hoch aufragenden Mittelpfeilern ruhen. Die Höhe des Kreuzrippengewölbes im Mittelschiff beträgt 26,5 m, im Seitenschiff 12,5 m. Die ehemalige Dreiräumigkeit der Zisterzienserkirche ist direkt erlebbar: je ein Drittel für Laienchor, Mönchschor und Presbyterium.
Die Dienste im Mittelschiff enden in rund vier Meter Höhe, bis auf den Chorbereich, in reich verzierten Konsolen. An den Längsseiten befand sich das zum Teil heute noch erhaltene Mönchsgestühl. Die Konsolen bestehen aus Kalkmörtel, wurden in Holzformen gegossen und anschließend mit Werkzeugen fein modelliert. Sie zeigen Blattwerk von Weinlaub, Akanthus, Ahorn, Feige und Eiche im Stil der Hochgotik.
Eine Triforiumgalerie wurde auf die durch die Seitenschiffdächer hervorgerufene tote Zone als Scheintriforium aufgemalt. Die Zisterzienserbauregeln gestatteten keinen offenen Laufgang. Zudem war der technischen Ausführung einer derartigen Säulenarchitektur in Backstein an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert Grenzen gesetzt.
Im Münster liegt die Luftfeuchtigkeit bei 80 - 85 %. In den unteren Bereichen von Pfeilern und Wänden sind große Mengen Wasser und darin gelöste Salze enthalten.
Außen:
Im Norden symbolisiert die Prunkfassade, betont durch zwei symmetrisch angeordnete Treppentürmchen, in Beziehung zum angrenzenden Friedhof und dem spätromanisch - frühgotischem Beinhaus das himmlische Jerusalem.
Die Westfassade, asymmetrisch mit einem Treppentürmchen und einem schmucklosen Pfeiler, war ursprünglich in Teilen durch den Konversenbau und Werkstätten verdeckt. In der Westwand des südlichen Seitenschiffes blieben von der romanischen Vorgängerkirche aus der Zeit um 1230 ein Bogenfries, das Rundbogenportal und Teile des Giebels erhalten. Typisch für viele Zisterzienserkirchen ist aufgrund der Trumlosigkeit ein große Westfenster, welches eine natürliche Beleuchtung der Kirche ermöglicht.
An der Südfassade ist am mittleren Strebepfeiler der Südquerhauswand der alte Dachansatz des Mönchsbaus zu sehen. Rechts unter dem linken Querhausfenster des Südgiebels ist der ehemalige Zugang aus dem Mönchsdomitorium als Türbogen erhalten, sichtbar im Eingangsbereich der Kirche. Am südlichen Querschiff sind teilweise die Ansätze der Satteldächer des nördlichen Kreuzgangflügels erkennbar.
Die Südpartie des Münsters zeigt bauliche Spuren des ehemaligen Kreuzgangkomplexes. An der Südfassade ist am mittleren Strebepfeiler der Südquerhauswand der alte Dachansatz des Mönchbaus ablesbar. Rechts unter dem linken Querhausfenster des Südgiebels blieb der ehemalige Zugang aus dem Mönchsdomitorium als zugemauerter Türbogen erhalten. Am südlichen Seitenschiff sind teilweise die Ansätze der Satteldächer des nördlichen Kreuzgangflügels erkennbar.
Die Sakristei mit Treppenturm und Bibliothek - westlich an das Südquerhaus anschließend - ist ein stabilisierender Anbau aus dem späten 19. Jahrhundert. Nach vollständigem Abriss des Kreuzganges wurde dieser statisch notwendig und schuf gleichzeitig neue Räume.
Offen bleibt, ob der Kapellenkranz im Osten ursprünglich einheitlich mit einem Schleppdach geschlossen war. Seit 1884 hat jede Chorumgangskapelle ein einzelnes Pyramidendach, wodurch eine architektonische Auflockerung erreicht wurde.
Die Treppentürmchen an den Außenfassaden betonen das Aufwärtsstreben des Kirchenbaus. Ein umlaufender Kleeblattbogenfries bestimmt dagegen mit hellem Innenputz und Mauerband den Bau horizontal. Der überwiegende Teil der Bausubstanz stammt noch aus dem Mittelalter.
Farbgestaltung
Farbgestaltung im Kirchenraum
Die heutige Farbgestaltung des Innenraums ist Ergebnis der Generalsrestaurierung von 1974-1984.
Ziel war die weitestgehende Rekonstruktion des mittelalterlichen Raumerlebnisses. Vorausgegangen waren über die Jahrhunderte vier verschiedene Farbfassungen, die sich alle an der mittelalterlichen orientieren, aber teilweise stark in Farb- und Formgebung variieren.
Das traf insbesondere für die neogotische Restaurierung unter Baurat Gotthilf Ludwig Möckel zu. Um diese Farbfassungen nachvollziehen zu können, wurde in der südlichen Chorumgangskapelle die Ausmalung von um 1892 erhalten.
An der Ostwand im südlichen Querhaus wurde zudem eine Belegstrecke von Farbfassungen des Triforiums geschaffen, welche die Rekonstruktion der ersten mittelalterlichen, der dritten (1831) und vierten Fassung (1892) gegenüberstellt.
Die Zweitausmalung wurde um 1830 weitestgehend beseitigt, die wenigen Befunde ließen offenbar keine Rekonstruktion zu. Die ursprüngliche Erstausmalung und die nun den Raum prägende rekonstruierte Farbigkeit zeichnen sich durch die Verwendung einer geringen Anzahl verschiedener Farben aus.
Die Farben rot, blau und weiß galten im späten Mittelalter symbolisch als die Farben der Gottesmutter Maria und sind an verschiedenen Ausstattungsstücken, wie dem Marienleuchter und im Gewölbe im Schrein des Hochaltars (um 1300) zu finden.
Die backsteinrote Gestaltung der Wände und Pfeiler mit weißem Fugennetz ist mittelalterlichen Ursprungs und prägte auch alle späteren Farbfassungen. Damit wurden farbliche Unregelmäßigkeiten an den hangestrichenen Steinen, die durch unterschiedliche Brenneigenschaften schwankende Oberflächenqualität und Farbigkeit hervorriefen, kaschiert.
Farbfassungen auf Backstein sind im norddeutschen Raum der Regelfall. Die Intensität der rekonstruierten Fassung gibt dem Münster im Wechselspiel mit der mitunter farbintensiv gefassten Innenausstattung eine ganz eigene Prägung. Auffallend farbig gestaltet sind die beiden Zentralpfeiler in den Querschiffen. Die Idee für das orientalisch gestaltete Kachelmuster im Nordquerhaus, könnte Fürst Heinrich I. der Pilger um 1300 von einer Pilgerreise aus dem Heiligen Land mitgebracht haben.