Die Mecklenburgische & Pommersche Kirchenzeitung berichtete am 27.08.2023.
Jeden Samstag laden Kinder andere Kinder zu einer Führung durch das Doberaner Münster ein
Was machen Mönche nachts in der Kirche? Warum hat das Kreuz grüne Blätter? Was macht der Schwan in der Kirche? Fragen, die sich nicht nur Kinder im Doberaner Münster stellen. Jeden Samstag gibt es eine Extraführung für kleine Leute – von gut ausgebildeten Kindern.
VON MARION WULF-NIXDORF
Bad Doberan. Nach der rund einstündigen Führung von Carla und Henrike, beide 11 Jahre alt, kommt ein mittelalter Herr zu ihnen und legt ein kleines Trinkgeld vor sie. Er sei ja kein Kind mehr, sagt er, aber er habe bei der tollen Führung der beiden Mädchen mitgelauscht und wolle sich bedanken. Die Mädchen strahlen. Und auch die neun Kinder, denen sie „ihre“ besondere Kirche, genannt Münster, gezeigt haben, ziehen zufrieden von dannen. Die ganze Stunde über haben die Urlauberkinder aufmerksam zugehört, an den einzelnen Stationen mit geraten, gepuzzelt, geschätzt. Alle sind dabei geblieben – niemand hat sich gelangweilt. Keiner hat ein Handy aus der Tasche gezogen oder gequasselt.
Lina, 7, und Maja, 11, sind mit ihren Großeltern aus Zwickau dabei. Großmutter Britta, evangelische Christin, erinnert sich ganz gerührt, dass um 1980 „mein Papa“ ihr diese Kirche gezeigt hat. Ihr Mann Martin, katholisch, ist beeindruckt von der Sicherheit der beiden Doberaner Mädchen. Lina antwortet auf die Frage, was ihr besonders gefallen hat: „Alles!“ Maja findet besonders die Orgel toll und fügt hinzu: „Alle Instrumente, die mit der Hand gespielt werden.“
Carla und Henrike (s. Foto) gehören zu den zurzeit 17 Mädchen und Jungen zwischen 11 und 16 Jahren, die Kinderführungen im Münster in Bad Doberan anbieten. Immer zu zweit, denn eine erklärt und zeigt an der jeweiligen Station wie Mühlenaltar, Grabmal, Astronomische Uhr, Kreuzaltar, Chorgestühl, Sakramentsturm ..., während die andere aus einem bunt bemalten Koffer Utensilien herausholt und vorbereitet, mit denen an den einzelnen Stationen gepuzzelt, gebastelt, geraten wird.
Für sieben Schülerinnen und Schüler im Alter von 10 bis 13 Jahren gab es kurz vor den Zeugnissen im Juli noch eine andere besondere Bescheinigung: Sie erhielten nach einem Jahr Ausbildung und einer Prüfungsführung ihren „Münsterführerschein“.
Rund 60 Kinder wurden seit 2010 zu Kinderführern ausgebildet, erzählt Münster-Mitarbeiterin Konstanze Heider und man spürt ihre Freude und auch ihren Stolz. Gemeinsam mit der langjährigen Doberaner Gemeindepädagogin Anne Jax hat sie sich das Konzept ausgedacht. Sie hatte über ähnliche Führungen im Aachener Dom gelesen, erinnert sie sich.