Am 06. November 2024 gab es einen Ortstermin im Doberaner Münster zur Abstimmung der weiteren Vorgehensweise der komplizierten Restaurierung der Gedenkplatten in der Johann Albrecht Kapelle in der südlichen Chorumgangskapelle im Doberaner Münster.
Daran nahmen u.a. teil: das Dezernat Bauwesen im Kirchenkreis Mecklenburg, das Landesdenkmal-amt (LAKD), das BTZ-Ingenieurbüro Rostock, der ausführende Restaurator Carsten Schneider, der leitende Restaurator Thomas Schubert und die Münsterverwaltung der Kirchengemeinde. Die Beteiligten hatten sich zu dem Ortstermin getroffen, um die Ausführungsarbeiten der Restaurierung der Grabplatten in der Johann-Albrecht-Kapelle abzustimmen.
Status Quo Restaurierung der Grabplatten der Johann Albrecht Kapelle zum 06.11.2024
Restaurator Schneider erläuterte die bisher an der demontierten Schriftplatte durchgeführten Maßnahmen (Festigung mit Nanokalk und Paraloid B72, Probefläche zur Kompressenentsalzung, Gesamtauflage der Kompresse). Ausstehend sind noch Kittungen, Farbanpassungen und gegebenenfalls weitere Nachfestigungen.
Er fasste die bisherigen Erkenntnisse unter Berücksichtigung der wissenschaftlichen Untersuchungen zusammen:
Im Mauerwerk wurden erhöhte Feuchtigkeitswerte festgestellt, insbesondere als aufsteigende Feuchte im bodennahen Bereich sowie im oberflächennahen Bereich bis etwa 10 cm Tiefe in den oberen Wandabschnitten.
Im Bereich der Fugen ist eine deutlich erhöhte Durchfeuchtung des hinterliegenden Mauerwerks messbar. Ursächlich ist hier die Kondensation eindringender wärmerer Luft an den kühleren Steinplatten und dem Mauerwerk. Begünstigt wird der Schadprozess augenscheinlich durch die fehlende Zirkulation der Luft hinter den Platten aufgrund der geringen Fugenbreite, was zu einer Anstauung von Feuchtigkeit (nahezu 100% relative Luftfeuchte) führt. Die Auswertungen von Frau Dr. Messal werden in Kürze an alle Beteiligten versandt werden.
Die Salzbelastung an den Plattenoberflächen ist weniger auf rückwärtige Einträge aus dem Mauerwerk zurückzuführen, sondern vielmehr auf die Verteilung gelöster Salze aus den feuchten Fugen, insbesondere Natriumsulfat.
Als weitere Schadenursache werden die flankierenden Bauteile (Sockelzone, Sohlbänke, benachbarte Bündelpfeiler) gewertet, welche Salze und Säure in die Grabplatten leiten.
Bei den Schrifttafeln wird derzeit angenommen, dass die Schäden zumindest teilweise auch gesteinsimmanent sind und durch die Eigenschaften sowie die Verwitterung der im Kalkstein enthaltenen Tonanteile (Glaukonit) verschärft werden.
Weitere Beobachtungen:
-Die Schwarzfassung der Schriftrücklagen weist Schimmelbefall auf.
-Jüngste Temperaturmessungen zeigten (im Gegensatz zu früheren) keine nennenswerten Unter-schiede zwischen den Buchstaben und der Tiefe der Platten.
-Die Bündelpfeiler wirken als Feuchteleiter („Strohhalm-Effekt“) und transportieren Feuchtigkeit auch in höhere Wandbereiche.
Weiteres Vorgehen Restaurierung der Grabplatten der Johann Albrecht Kapelle
Hinsichtlich einer möglichen Restaurierungskonzeption stellt Restaurator Schneider folgende Vorgehensweise vor, die mit allen Beteiligten nochmals überdacht und final entschieden werden muss.
Um das weitere Eindringen von feuchter Raumluft nachhaltig zu verhindern, wird ein kapillarbrechendes und reversibles Verschließen aller Fugen um die Grabplatten und zwischen den Friesen vorgeschlagen.
Dies kann sowohl eine wirksame Schadensbegrenzung sein als auch bei Bedarf eine Rückführung der Maßnahme ohne Substanzverlust ermöglichen.
In diesem Zusammenhang müsste eine bauliche und konstruktive Entkopplung an allen flankierenden Bauteilen (Sockelzone, Sohlbänke, benachbarte Bündelpfeiler) ausgeführt werden, um so den zusätzlichen Feuchte- und Salzeintrag aus diesen Bereichen zu unterbinden. Zur Klärung einer Trennfuge im Boden vor den Platten, wird Herr Schneider eine Skizze o.ä. des Bodenaufbaus zuarbeiten.
Die bereits begonnenen Arbeiten, die Oberflächen der Grabplatten zu reinigen, zu konservieren und zu festigen, können weiter wie bisher erfolgen. Da die Materialität des bestehenden Überzugs weiterhin unklar ist, sollen weitere Untersuchungen und Lösemitteltestreihen durchgeführt werden. Diese dienen der Bewertung des Überzugs als potenzielle Schadensursache sowie seiner Verträglichkeit mit einem möglichen prophylaktischen Schutzüberzug.
Im Frühjahr 2025 ist eine erneute Untersuchung der Oberflächentemperaturen an den Schriftplatten geplant, um potenzielle Temperaturunterschiede und deren Einfluss auf die Feuchtigkeitsproblematik zu prüfen.
Über die Ergebnisse eines weiteren Abstimmungstermins im Dezember werden wir zu einem späteren Zeitpunkt berichten.
Quelle: „Vermerk zum Ortstermin“, aufgestellt am 06.11.2024, Dezernat Bauwesen, Bau und Denkmalpflege, Ev.-Luth. Kirchenkreis Mecklenburg der Nordkirche, Manuela von Gradolewski und Julia Ahnert (Referentin). Foto 2 stammt von einem früheren Ortstermin.