Europäische Route der Backsteingotik
Faszinierende Einblicke in einen einzigartigen Baustil: die Backsteingotik
Hervorgegangen aus Initiativen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, aus europäischen Projekten und einer Vielzahl von Einzelaktivitäten haben sich Mitglieder 2007 zusammengefunden und den Verein Europäische Route der Backsteingotik e.V. gegründet.
Menschen, die sich des Wertes, der Bedeutung und auch des kulturtouristischen Potenzials ihrer backsteingotischen Bauten bewusst sind und das Bewusstsein für ihr Kulturerbe in der europäischen Öffentlichkeit schärfen wollen.
Für drei Jahrhunderte dominierte die Hanse den Handel und das Leben an der Ostsee. Hier lag das Zentrum der europäischen Wirtschaft im Mittelalter.
In der Mitte des 13. Jahrhunderts griffen Klerus und Baumeister für den Kirchenbau das französisch-flandrische Bauschema der repräsentativen Kathedralbasilika auf. Von Lübeck gingen mit dem Bau von St. Marien die stärksten Impulse für diesen Typus aus.
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Viele Hansestädte wählten für ihre Hauptkirchen den aufwendigsten Typus aller gotischen Sakralbauten, die dreischiffige Querhausbasilika mit Umgangschor und Kapellen, äußeren Strebepfeilern und Querschiff.
Die klösterliche Bautätigkeit, die sich je nach Ordenszielen entweder auf abgeschiedene Landstriche oder auf die geistliche Betreuung der wachsenden Städte richtete, hinterließ eine Vielzahl von bedeutenden Kirchen und Klosteranlagen.
Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts entfaltete sich ein reicher Schmuckstil, der vor allem die Giebelflächen belebte. Gedrehte Profile wie das sogenannte Tau- oder Stabwerk setzen an Portalen, Fenstern und Vorlagen Akzente. In Schwarz, Braun oder Grün schillernde Glasuren beleben die Wandflächen, in kunstvollen Formen als mehrschichtiges Gitterwerk.
Wenngleich Städte und Regionen politisch und wirtschaftlich konkurrierten, zeugt die gemeinsame Architektursprache von einem koordinierten kulturellen Verständnis. Die Zeugen des Reichtums und der Macht dieser Ära blieben erhalten: Klöster und Rathäuser, Stadttore, Wallanlagen sowie eindrucksvolle Kirchen und Kathedralen. Sie sind die historischen Symbole geistlicher und weltlicher Stärke des Mittelalters. Die identitätsstiftende Funktion der Bauten über Grenzen hinweg, früher aus religiösen und wirtschaftlichen Gründen motiviert, wirkt bis heute und ist ein zentraler Gedanke der Europäischen Route der Backsteingotik.
Die gemeinsame Kultur ist am deutlichsten an der Architektur der Hansestädte ablesbar. Das an der Ostsee bevorzugte Baumaterial dieser Zeit, der Backstein, prägt noch heute das Bild der Bauwerke und Städte entlang der Küste. Die häufig reich gegliederten Backsteingiebel geben den Hansestädten einen markanten Charakter.
Große Kathedral- und Stadtkirchen dominieren die Silhouetten. Die mächtigen Türme bilden unübersehbare Landmarken in der flachen Landschaft und waren zu ihrer Entstehungszeit auch eine Orientierungshilfe für die Seefahrer. Repräsentative Rathäuser mit dekorativen Schaufassaden entstanden als Ausdruck des wirtschaftlichen Selbstbewusstseins. Wallanlagen und Stadttore sind vereinzelt als geschlossene Ensembles erhalten, überwiegend jedoch als einzelne Festungstürme oder Tore.
Gotische Wohn- und Geschäftshäuser mit charakteristischen Treppengiebeln zeugen vom Anspruch und Selbstbewusstsein des Wirtschaftsbürgertums. Diese Küstenstädte liegen relativ dicht beieinander und lassen sich auch vom Individualreisenden miteinander verknüpfen.
Bedeutende Bauten, wie gut erhaltene gotische Stadtmauern oder die Innenstädte mit ihren bürgerlichen Giebelhäusern, gibt es in den größeren Hansestädten an der Ostseeküste. Aber auch in den kleineren Ortschaften und Dörfern im Landesinnern wartet eine Vielzahl reizvoller Dorfkirchen noch darauf, entdeckt zu werden. Die Europäische Route der Backsteingotik verbindet all das und eröffnet reizvolle Einblicke in ein Kulturerbe, das auf Entdecker wartet.