Vortrag am 20.06. 18 Uhr – Die Restaurierung der Deckengewölbe
Der Verein der Freunde und Förderer des Klosters Doberan e.V. und der Münsterbauverein Bad Doberan e.V. laden gemeinsam ein zum Vortrag mit Ortsbegehung: „Die Restaurierung der Deckengewölbe des Doberaner Münsters von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart“
Referenten: Peter Wagner, Martin Heider, Frank Thoms
Zeit und Ort: Dienstag, 20. Juni 2023, 18 Uhr
Doberaner Münster, Klosterstraße 2, 18209 Bad Doberan
Informationen über den Vortrag
„Meine Entdeckungen und seine Entdeckungen“. Unter diesem Motto stellen Restaurator Peter Wagner (Boldekow-Rubenow) und Münsterkustos Martin Heider (Bad Doberan) bauhistorische Befunde an den Deckengewölben und neue Erkenntnisse aus den Archivalien in eine Wechselbeziehung.
Peter Wagner ist seit 1992 Architekturrestaurator für Gewölbe, Backstein und Mörtel. Er gilt in Fachkreisen als Gewölbespezialist. Martin Heider, Münsterkustos seit 2001, recherchierte insbesondere in seiner Freizeit tausende von Aktenseiten historischer Handschriften und wertete diese systematisch aus. Die derzeitige Gewölbesanierung ist Anlass, spannende Einblicke in die nachweislich mindestens 400jährige Schadensgeschichte an den Gewölbekonstruktionen und der Statik des Münsters zu erhalten.
Die Akten berichten bereits 1580 von äußerst schadhaften Gewölben in der gesamten Kirche die „zurissenn, zubrochen vnndt nicht tuchtich seindt“. 1638 als im Dreißigjährigen Krieg das Kupferdach „herunter gerißen vnd wegkgeraubt worden“, war dringend zu handeln, damit „die Gewelbe der Kirchen vom Regen vnd Schnehe nit gar in verderb gesetzt vnd gantz herrunter fallen mugen“. Der Zustand des Münsters war „elendig vnd erbarmlich“. Noch 1661 mussten die Gewölbe „verkeihlet vnd die borsten (Risse) außgedichtet“ werden.
Der Restaurator spürte während der Risssanierung Eisen- und Holzkeile aus verschiedenen Jahrhunderten und Krisenzeiten auf, fand minderwertige, humose Mörtel und machte viele weitere Entdeckungen.
Dipl. Ingenieur (FH) Frank Thoms vom betreuenden BTZ Ingenieurbüro aus Rostock informiert ergänzend über die Notwendigkeit und den Werdegang der derzeitigen Gewölbesanierung (2022-2024).
Nach dem Vortrag besteht die seltene Möglichkeit, das Gerüst hinauf zu den Deckengewölben zu besteigen, um an der Baustelle fachkundige Erläuterungen zu erhalten.
Der Eintritt ist frei.
Spende für die Gewölbesanierung erbeten.
Kontakt:
Verein der Freunde und Förderer des Klosters Doberan e.V.
18209 Bad Doberan, Klosterstraße 1 A, www.klosterverein-doberan.de
E-Mail:
Tel.: 0156 787 318 48
Münsterbauverein Bad Doberan e.V.
18209 Bad Doberan, Klosterstraße 2, www.muenster-doberan.de
E-Mail:
Tel.: 038203 77 95 90
Münsterkasse: 038203 6 27 16
Erläuterungen zu den statischen Problemen im Bereich der Vierung
In Verbindung mit dem Antrag auf Kostenverschiebung vom 30.03.2023 erstellte Dipl. Ing. Frank Thoms (BTZ Ingenieurbüro Rostock) einen Bericht über die statischen Probleme im Bereich der Vierung. Heute Teil 1:
Bei den Reinigungsarbeiten in den Gewölben der Vierung und des Bogenmauerwerkes hat der Restaurator Peter Wagner in den Gewölben und vor allem an dem mittleren Bogenmauerwerk eine starke Rissbildung festgestellt.
Auf dieser Grundlage erfolgte am 11.01.2023 mit Herrn Heider (Münsterverwaltung) und Herrn Wagner eine Besichtigung des Bereiches. Die starken Verformungen/Setzungen wurden bei dieser Begehung vor allem in dem mittleren Vierungsbogen bestätigt. Aber auch die beiden daneben liegenden Vierungsbögen weisen deutliche Verformungen auf. In dem mittleren Bogen selbst sind zahlreiche kleinere Risse sowie sehr große Abrisse in den Ecken sichtbar.
Der Bogen selbst ist mit ca. 12-15 cm sehr stark abgesackt. Auf Grund der zahlreichen feinen Risse ist dieser mittlere Bogen wahrscheinlich immer noch in Bewegung.
Nach einer ersten Einschätzung ist die erste große Verformung vermutlich bereits bei bzw. relativ zeitnah nach Errichtung entstanden und hat vermutlich folgende Ursachen:
a) Die Übermauerung des hoch belasteten Bogens ist durch den späteren Einbau einer Balkenlage und die dabei erfolgte Teilzerstörung des Bogenmauerwerkes stark geschwächt. Gerade in der Bogenmitte ist die Schwächung erheblich und sehr kritisch!
Die Aufnahme der Bogenkräfte im EG erfolgt nur über relativ schlanke und hohe Pfeiler. Aussteifende Wände sind nicht vorhanden. Ebenfalls wurde das tragende Mauerwerk der Rippenübermauerung im Zwickelbereich nachträglich für die Deckenbalken abgestemmt.
b) Als weitere Ursachen für die unter a) beschriebenen Schäden des mittleren Bogens, sind in der Verformung der relativ schlanken tragenden Pfeiler im EG und bei den eventuell aufgetretenen Anfangssetzungen der Pfeilerfundamente zu sehen.
Aufgrund dieser Beobachtung wurde Herr Dr.-Ing. Christian Kayser gebeten, aus der vorhandenen Datenwolke eines früheren Laserscans einen Quer- und Längsschnitt durch die Vierung zu erstellen.
Dieser Längs- und Querschnitt bestätigen bereits optisch deutlich die entstanden Verformungen (s. Abb. 3). Diese Verformungen betreffen nicht nur die Gewölbe und Pfeiler, sondern auch den Giebel des südlichen Querhauses.
Am 19.01.2023 hat es auf Grund der Dringlichkeit eine weitere Begehung mit Frau Ahnert (Landeskirchenamt), Herrn Heider, Herrn Amelung (Landesamt für Kultur und Denkmalpflege MV), Herr Hub (Propstei Rostock), Herrn Wagner und dem Entwurfsverfasser gegeben.
Nach Vorstellung und Besichtigung der Problematik wurde die Dringlichkeit bestätigt und der Beschluss gefasst, eine umfassendere Verformungsbetrachtung der Vierungsbereiche bei Herrn Dr.-Ing. Christian Kayser (München) zu beauftragen.
Es wurde Konsens erzielt, dass als erste bauliche Maßnahme die mittige Balkenaussparung wieder kraftschlüssig zugemauert und damit die Bogentragfähigkeit wieder erheblich verbessert werden soll. Der Balken wird heil geborgen und auf der Mauerwerkskrone der Vierung abgelegt.
Frank Thoms Dipl.-Ing. (FH)
Anm.: Unterdessen wurde die Maßnahmeänderung bewilligt.
Ab 30. Juni beginnt die Gerüsterweiterung nach Westen, um die entsprechenden Arbeiten im Bereich der Vierung ausführen zu können.